Weg vom Russischen Gas

Am Donnerstag, 20. April, veröffentlichte die Tagesschau.de (und viele andere Nachrichtenwebsites) unter der Überschrift: Gazprom droht EU mit Gas-Entzug:

Der russische Energieriese Gazprom hat der Europäischen Union mit einem Zudrehen des Gashahns gedroht, sollte der Expansionsdrang des Konzerns in der EU gebremst werden.

Seit Jahren (und nicht erst, seit dem unser Ex-Kanzler den russischen Präsidenten Vladimir Putin einen “waschechten Demokraten” nannte – mir zittern jedesmal die Knie, wenn ich überlege, wie sich Gerhard Schröder eigentlich einen “echten” Diktator oder Despoten vorstellt…) klingeln bei mir die Alarmglocken, wenn ich was aus Russland höre.

Ein Land, in dem mit dubiosen Mitteln Leute enteignet und nach Sibirien ins Arbeitslager geschickt werden (bspw. der Yukos-Chef Chodorkowski), ein Land, das einem Nachbarn im Winter mit dem Zudrehen des Gashahns droht, wenn dieser nicht sofort den neuen Preisen zustimmt (wobei ich hier gestehen muss, dass zwar bzgl. der Preisgestaltung Russland im Recht war, aber die Mittel nicht demokratisch und marktwirtschaftlich waren, sondern eher den üblichen totalitären Machtgehabe des Sowjetreiches entsprachen), ein Land, das jetzt der EU damit droht, den Gashahn zuzudrehen, wenn den Intentionen des staatlichen Unternehmens in der EU Steine in den Weg gelegt… ja, wie soll man so ein Land als verlässlichen Partner in der Staatengemeinschaft sehen?

Seit Jahren predige ich nun, dass wir uns unabhängig machen müssen von russischem Gas – aber auch vom Öl der diktatorischen Staaten. Seit Jahren schlafen wir. Gut, unserem Ex-Kanzler hat es ja gut getan, dass er nicht wirklich was gegen die Abhängigkeit vom russischen Gas unternommen hat.

Aber vielleicht verstehen einige in Deutschland und in der EU, warum insbesondere die USA sich für die teurere Variante der Baku-Ceyhan-Pipeline (Beschreibung in Wikipedia bzw. Wikipedia auf Deutsch) über Aserbeidschan, Georgien und Türkei eingesetzt hat, statt die kürzere Strecke zu wählen.

Aserbeidschan ist der Türkei relativ “ergeben”. Georgien wird alles tun, was Russland in irgendeiner Form schaden kann (nicht direkt, eher indirekt) und die drei Staaten sind in gewisser Form eng befreundet und alle auf Seiten der USA.

Wir müssen endlich weg vom russischen Gas und arabischem Öl. Manchmal kann ich schon verstehen, wenn den amerikanischen Strategen die “Regimewechsel-Gedanken” durch den Kopf gehen. Vielleicht nicht unbedingt in Russland, aber im Iran, Saudi Arabien, … Libyen zeigt sich nach und nach als verlässlicherer Partner, Venezuela hat einen katastrophal-selbstmörderischen Präsidenten, Irak ist im Chaos.

Gerade als EU müssen wir anfangen, uns Freunde jenseits Russlands zu suchen und aktiv daran mitarbeiten, dass diese Freunde auf demokratischen Grundfesten sitzen – sei es mit Soft-Skills a la Finanzhilfen, sei es aber auch auf geheimdienstlichen Wegen. Wenn wir weiterhin von Russland, Iran, und Saudi Arabien in Sachen Energie abhängig sind, werden wir eines Tages erlebt, was Ukraine Anfang des Jahres erlebt hat.

Und gerade als EU müssen wir viel stärker auf erneuerbare Energien setzen – die EU muss endlich einen grossen Investitionstopf für erneuerbare Energien, Wasserstoffforschung, usw. aufstellen und intensiv in diese Felder investieren, damit wir, wie Schweden, in absehbarer Zeit unsere Abhängigkeit von Despotenstaaten loswerden – erst dann werden wir in der Lage sein, auch unsere Vorstellung von westlichen Werten in der Welt ohne Wenn und Aber durchzusetzen – erst dann müssen wir keinen Kuhhandel mit despotischen Regimen eingehen – erst dann werden wir frei sein!